“Wetten, dass wir es schaffen, in der katholischen Domgemeinde einen großen Faschingsabend auf die Beine zu stellen?“, fragte Kaplan Karl Wolf den jungen Wetzlarer Ralf Schetzkens. Der hielt dagegen, die beiden wetteten um ein Frühstück in Paris.
Das war 1984. Und wie folgenreich diese Wette gewesen ist, zeigte sich jetzt am Samstag, dem 11. Februar im Nachbarschaftszentrum Niedergirmes:
Die Katholiken vom Dom feierten da bereits ihren 33. Domfaschingsabend und begingen die beachtliche Schnapszahl als großes Jubiläum. Wie eine Queen wurde Elsie Kollet gefeiert, die von der ersten Sitzung an als leitende Narranese dabei war und an die Höhepunkte aus 33 Jahren erinnerte. Auch eine Diashow mit Fotos aus 33 Sitzungen und eine gereimte Chronik des Frauentreffs brachten unvergessliche Auftritte ins Gedächtnis.
Dass der Domfasching aber nicht nur eine große Vergangenheit, sondern auch eine Zukunft hat, bewies schon der sehr beschwingte und perfekt choreografierte Auftritt des Kinderchors. Der ökumenische Jugendchor brachte es dann sogar fertig, ein Stück aus Händels Oratorium „Messias“ in lupenreiner Intonation zum karnevalistischen Beitrag umzugestalten. Die Ministranten parodierten auf der Bühne die hauptamtlichen Mitarbeiter der Gemeinde - wobei Benedikt Dörr in der Rolle des Pfarrer Kollas so gekonnt dessen Lachen imitierte, das einige Besucher es für eine Tonbandaufnahme hielten.
Georg und Mechthild Komesker traten im Business-Outfit als Dom-Unternehmens-Beratung „Consultatio Domini“ an, um die Verantwortlichen der Gemeinde auf dringenden Innovationsbedarf hinzuweisen: ein Beitrag, in dem närrische Parodie und Kritik sich fein vermischten.
Ein traditioneller ökumenischer Beitrag im katholischen Domfasching sind „Lubentius und Malachias“, die Wasserspeier vom Dom, die von den beiden Dompfarrern Peter Kollas und Björn Heymer verkörpert werden. Die Gerüchte, die dabei stets verhandelt werden, waren diesmal besonders heiß: „Sag mal, Lubentius, hat der Pfarrer Kollas eine Freundin?“ „Wie kommst du denn darauf?“ „Na, im Pfarrhaus am Dom ist der nie mehr zu sehen, da brennt überhaupt kein Licht….“ (Zur allgemeinen Beruhigung: Der katholische Dompfarrer ist nicht zu einer Freundin gezogen, sondern nur ein paar Meter weiter ins Haus der Caritas…)
Seit einigen Jahren taucht auch „Heiner“ regelmäßig auf, der Trunkenbold vom Dom (verkörpert von Dorothea Schaefer) der mit weinseligen Philosophien über Kirche und Gemeinde zum Publikumsliebling geworden ist. Bei so einem Jubiläum machte natürlich auch das Prinzenpaar und sein Hofstaat seine Aufwartung: Philipp I. und Monika II. legten dabei einen so schwungvollen Tanz auf die Bühne, dass die Prinzessin – märchenhaft wie Aschenputtel - einen Schuh verlor…
So heiter wie cool führte der Dreierrat – Georg Komesker, Elisabeth Burgos Torres und Thorsten Schauss – durch denn bunten Jubiläumsabend. Und als der Domchor in schmachtvoller Melodie das Abschlusslied sang, standen manchen Besuchern die Tränen in den Augen.
Bleibt noch die Wette von 1984. Zwar sah man Ralf Schetzkens, auf den ganze Spektakel zurückgeht, als Vampir im Publikum sitzen. Doch das Frühstück in Paris – so war zu erfahren – hat auch nach 33 Jahren noch nicht stattgefunden…
Bericht: Eva-Maria Lerch
Fotos: Pia Skladnikiewitz/Mechthild Komesker