Ökumenisches Evangeliar eingeführt

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Am 21.4.2013 wurde das Ökumenische Evangeliar in den Sonntagsgottesdiensten der beiden Domgemeinden offiziell seiner Bestimmung übergeben.

 

Die Idee, ein ökumenisches Evangeliar zu schreiben,  entstand zum Hessentag 2012 auf Anregung des evangelischen Dompfarrers Björn Heymer.

Elvira Rückert, seinerzeit Pfarrsekretärin der katholischen Domgemeinde, organisierte im Rahmen des ökumenischen Kirchenauftritts zum Hessentag eine Dombauhütte rund um den Dom. Die Überschrift des ökumenischen Kirchenauftritts  „über uns – ein Himmel“ war auch das Leitmotiv für die Handwerker, ein Stück Himmel auf Erden anzufertigen. Neben Steinmetz, Holzschnitzer, Glaser für Bleiverglasungen, Restaurator und Buchbindemeisterin durfte ein Scriptorium nicht fehlen.

So wurde mit der Abschrift der Evangelien auf Büttenpapier begonnen. Ziel war es, möglichst viele Menschen zum Abschreiben von Bibelversen zu bewegen. Zu Fragen der praktischen Durchführung wurde das Betreuungsteam von Anja Petry, Grafikerin aus Wetzlar, beraten. Gutes Büttenpapier und Stifte mit lichtechter Tinte wurden verwendet. Die Handschriften sollten zum Schluss als fertiges Buch für den Gebrauch im Gottesdienst gebunden werden.

Die Buchbindemeisterin Kerstin Würkert aus Vallendar, die ebenfalls in der Dombauhütte vertreten war, hat diese Aufgabe übernommen. Beim Schreiben stand die Lesbarkeit Vordergrund, nicht die kalligrafische Perfektion. Natürlich passierten beim Abschreiben – sehr selten - Fehler, es wurde auch mal gekleckst. Aber diese Fehler wurden belassen; so ist der Verlauf des Schreibprozesses für den Leser sichtbar und das Gesamtwerk authentisch. Nur ein einziges Mal musste eine Seite verworfen werden.

Auch sollte der Text „ökumenisch“ sein, daher wurden die Einheitsübersetzung, die im katholischen Gottesdienst vorgetragen wird und die evangelische Lutherübersetzung kapitelweise abgewechselt. Dieses Vorgehen sorgte am Schreibstand auf dem Hessentag für Aufsehen – „wieso gibt es eigentlich verschiedene Übersetzungen?“ und intensive Gespräche über unseren Glauben und die gelebte Ökumene im Dom zu Wetzlar.

Die Schreibarbeit wurde mit dem Matthäus- und dem Lukas-Evangelium begonnen, so dass zwei Schreiber gleichzeitig arbeiten konnten. Allein während des Hessentages beteiligten sich 180 Menschen. Der jüngste Schreiber war 6 Jahre alt, der älteste um die 80. Manche schrieben nur einen einzigen Vers, andere waren nicht zu bremsen und schrieben ein ganzes Heft (20 Doppelseiten). Die prominentesten Schreiber waren Pfarrerin Prof. Margot Käßmann, Berlin und Weihbischof Dr. Thomas Löhr, Limburg. Die Besucherin mit der weitesten Anreise kam aus Washington, D.C. Alle Schreiber sind im Buch mit ihrem Namen verewigt.

Da das Evangeliar während des Hessentages nur knapp zur Hälfte fertig gestellt war, wurde über Sommer und Herbst 2012 weiter geschrieben. Es fanden zwei „ökumenische Schreibnachmittage“ im evangelischen Domgemeindehaus und fünf „ökumenische Schreibabende“ im katholischen Gertrudishaus statt.  Auch bestand die Möglichkeit, zu Hause in Ruhe zu schreiben. Hiervon wurde reger Gebrauch gemacht. Insgesamt beteiligten sich über 200 Personen an der Schreibarbeit, manche mehrere Male. 380 Seiten Papier wurden beschrieben, mehrere Garnituren lichtechter Stifte verschlissen. Mindestens 300 Schreibstunden wurden allein zum Schreiben des Evangeliumstextes benötigt, dazu kamen noch der Aufwand für die Organisation und die Verzierung der Initialbuchstaben am Anfang eines jeden Kapitels. Finanziert wurde das Projekt aus den Einnahmen, die beim Hessentag für diesen Zweck gespendet wurden.

Am 2. Advent 2012 konnten die Pfarrer der beiden Domgemeinden die letzten Verse nebst Schlusswort eintragen und die Seiten zum Binden an die Buchbindemeisterin Kerstin Würkert übergeben. Sie entwarf und gestaltete einen einzigartigen Ledereinband aus wertvollem Oasenziegenleder. Angelehnt an das Motto des Kirchenauftritts „über uns - ein Himmel“ öffnet sich ein stilisiertes Kreuz nach rechts oben zum Himmel, der durch ein Feld aus Blattgold dargestellt wird.

Bei der offiziellen Einführung verlas der evangelische Pfarrer Bjön Heymer das Evangelium im katholischen Gottesdienst, Pfarrer Kollas trug im anschließenden evangelischen Gottesdienst das Evangelium vor. In beiden Gottesdiensten waren auch etliche Gemeindemitglieder der jeweiligen Schwestergemeinde anwesend. 

Das ökumenische Evangeliar ist in seiner Art und Herstellung in dieser Form ein absolutes Unikat. Es zeigt, wie verbunden die katholische und evangelische Domgemeinde in ihrem Glauben sind.

Wir hoffen, dass dieses Evangeliar als sichtbares Zeichen der Ökumene oft im Gottesdienst benutzt wird.

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