Pfingstgottesdienst zur Ökumenischen Woche auf dem Domplatz:
Ein „Fest des Glaubens und der Begegnung“ war es, das rund 250 Besucher aus evangelischer und katholischer Kirche sowie aus Freikirchen am Pfingstmontag auf dem Wetzlarer Domplatz gefeiert haben. Ein Chor koptisch-orthodoxer Diakone unter Leitung von Mina Aziz begleitete den Gottesdienst mit liturgischen Gesängen, während eine ökumenische Projektband unter Leitung von Hauke Lackner die musikalische Gestaltung übernommen hatte. An der Liturgie beteiligte sich auch die Neuapostolische Kirche.
Die Predigt zum Bibeltext aus dem Epheserbrief, Kapitel 1, Verse 15-19 hielten Religions- und Gemeindepädagoge Christian Reifert von der Notfallseelsorge im Lahn-Dill-Kreis, Pfarrerin Martina Schmidt von der Telefonseelsorge Gießen-Wetzlar und Pfarrer Christian Enke von der Krankenhausseelsorge am Klinikum Wetzlar gemeinsam.
Zur Ausgangsfrage, wie er Menschen Hoffnung geben kann, die in Krisensituationen wenig Hoffnung haben, zitierte Christian Reifert den Satz, den er als Notfallseelsorger bei jedem Einsatz zuerst formuliert: „Ich wurde geschickt, um jetzt für Sie da zu sein.“ Wichtige Ressourcen seien die Zeit, die die Seelsorger für die Menschen mitbrächten und der volle Einsatz der eigenen Person. Notfallseelsorger könnten Ordnung ins Chaos bringen, aus Sprach- und Hilflosigkeit führen und Brücken zu anderen Menschen und Organisationen, die weiterhelfen, bauen. „Wie Gott uns verspricht: ‚Ich bin bei dir‘, so ist der Notfallseelsorger als Mensch in der Krisensituation da“, sagte Reifert.
Anhand eines fiktiven Telefongespräches mit einem Mann, der seine Frau verloren hatte, stellte Telefonseelsorgerin Martina Schmidt ihre Art des Umgangs mit einem Menschen in einer Notsituation dar. Sie lässt das Weinen ausdrücklich zu, ermutigt zum Erzählen, äußert Verständnis für die verzweifelte Situation des Mannes, geht seinen Weg innerlich mit und macht ihm Hoffnung: „Es wird eine Zeit kommen, in der der Schmerz weniger wird. Darauf hoffe und vertraue ich von ganzem Herzen.“
Der erste Moment der Begegnung sei besonders wichtig, so Christian Enke. Kranke müssten wissen, dass jemand für sie da sei, der nicht wegläuft. Hoffnung geben bedeute, gemeinsam nach Kraftquellen zu suchen: „Das können Menschen wie Familienangehörige, Freunde oder auch die Menschen im Krankenhaus sein.“ Oder man stelle sich die Frage: „Was hat mir bisher geholfen? Was kann mir auch in Zukunft helfen?“ Wichtig sei, die Hoffnung auszustrahlen, dass Leid und Tod nicht das letzte Wort haben.
„Wir sind als Seelsorger strahlende Leuchttürme, da, wo es dunkel ist“, fasste Diakon Dr. Dr. Norbert Hark von den katholischen Pfarreien Wetzlar und Biebertal, der durch den Gottesdienst führte, die drei Seelsorgebeiträge zusammen.
Die Kollekte legten die Gottesdienstbesucher für das Kirchenasyl in Wetzlar zusammen. Parallel zum ökumenischen Gottesdienst fand im Gertrudishaus ein Kindergottesdienst statt.
„Der Friede beginnt im eigenen Haus“, lautet einer der Sätze auf dem „Schiff der Hoffnung“, das Besucher des Pfingstgottesdienstes gemeinsam gestaltet haben. Unter Leitung des Künstlers Roderich Helmer beschrifteten sie die Spanten des zwei Meter langen Bootes mit Gedanken zur Frage, was Menschen Hoffnung gibt. Das Schiff steht dabei symbolisch für das, was tragfähig ist in den Stürmen dieser Zeit. Gleichzeitig ist es, verbunden mit dem Motto „Wir sitzen alle in einem Boot“ auch Sinnbild für die Ökumene, so Diakon Norbert Hark am Rande der Veranstaltung.
Führungen im Dom, auch mit Glockenpräsentation und einem Domfilm gehörten ebenfalls zum Programm des Tages. „Lebensgeschichten in Stein gemeißelt“ lautete der Vortrag von Jürgen Wegman zu den 53 Grabplatten und Gedenksteinen im Dom.
Das Fest des Glaubens und der Begegnung zu Pfingsten schloss mit einer Andacht und war Teil der Ökumenischen Woche mit Veranstaltungen vom 17. bis 25. Mai.
T:/B: Uta Barnikol-Lübeck, Öffentlichkeitsreferat Evangelischer Kirchenkreis an Lahn und Dill